Die EU, die sich selber als Insel der Demokratie und der Menschenrechte sieht, lässt an ihren Grenzen Geflüchtete zurück ins Meer werfen, duldet überfüllte Lager wie auf Lesbos und überlässt die dazugehörige Drecksarbeit Staaten wie der Türkei, mit der sie schmutzige Deals schließt.
Die Unterbezahlung und Überlastung der Pflegekräfte ist lange bekannt, in der beginnenden Pandemie wird für das Personal geklatscht, es gibt nach langen Verhandlungen kleinere Boni, ansonsten ändert sich nichts.
Wir haben weiterhin mit Rassismus, LGBTQ+-Feindlichkeit, Antifeminismus und Verschwörungsideologien zu kämpfen, es gibt einen gesellschaftlichen Roll-Back zu alten Rollen- und Lebensmustern.
Und immer trifft es vor allem diejenigen, die sowieso von der Mehrheitsgesellschaft in eine Randgruppenposition geschoben werden.
Als ich 2020 miterlebte, wie eine obdachlose Personen von einem Fahrgast aus der U-Bahn komplimentiert wurde, da "Betteln in der Bahn gegen die Regeln verstößt" musste ich an Voltaires Stück "Erschlagt die Armen" denken und dachte, dass es einen Song bräuchte, der genau dieses Wegwünschen, Sich-Nicht-Befassen-Wollen, den Gedanken der "sauberen Innenstadt" und die Konsequenz daraus auf den Punkt bringt, und bei dem sich vielleicht die ein- oder andere Person erwischt fühlt, wenn ausgesprochen wird, was in der Realität stattfindet. So entstand mein "Erschlagt die Armen" noch auf dem Nach-Hause-Weg - und außerdem der Gedanke, die Fallhöhe noch durch eine Langsame-Walzer-Karikatur und Queen-Chöre zu vergrößern.
Bei Veröffentlichung erreichte uns dann auch ein kleiner Shitstorm, wir wurden auf Facebook gesperrt (und haben tatsächlich einen Gerichtsprozess gewonnen) und sind gleichzeitig mit dem Berliner Preis für angewandte Sozialkritik ausgezeichnet worden.
Zu Shitstorms sei Folgendes gesagt: Es gibt zwei Arten. Den, den man haben möchte, weil genau die Leute erwischt wurden, auf die der Text abzielt - und der unvorhergesehene, weil man tatsächlich in die falsche Spur geraten ist, etwas übersehen hat oder sich unklar geäußert hat. Glücklicherweise mussten wir uns bisher nur mit der ersten Variante beschäftigen.
Erschlagt die Armen ist als Projekt noch nicht zu Ende, denn wir denken an größere Aufführungen und an Konfrontationen in der Öffentlichkeit. Mal sehen, was die folgenden Jahre bringen, denn leider scheint sich das Thema nicht von selber abzuschaffen und es muss weiterhin darauf aufmerksam gemacht werden.
Die EU, die sich selber als Insel der Demokratie und der Menschenrechte sieht, lässt an ihren Grenzen Geflüchtete zurück ins Meer werfen, duldet überfüllte Lager wie auf Lesbos und überlässt die dazugehörige Drecksarbeit Staaten wie der Türkei, mit der sie schmutzige Deals schließt.
Die Unterbezahlung und Überlastung der Pflegekräfte ist lange bekannt, in der beginnenden Pandemie wird für das Personal geklatscht, es gibt nach langen Verhandlungen kleinere Boni, ansonsten ändert sich nichts.
Wir haben weiterhin mit Rassismus, LGBTQ+-Feindlichkeit, Antifeminismus und Verschwörungsideologien zu kämpfen, es gibt einen gesellschaftlichen Roll-Back zu alten Rollen- und Lebensmustern.
Und immer trifft es vor allem diejenigen, die sowieso von der Mehrheitsgesellschaft in eine Randgruppenposition geschoben werden.
Als ich 2020 miterlebte, wie eine obdachlose Personen von einem Fahrgast aus der U-Bahn komplimentiert wurde, da "Betteln in der Bahn gegen die Regeln verstößt" musste ich an Voltaires Stück "Erschlagt die Armen" denken und dachte, dass es einen Song bräuchte, der genau dieses Wegwünschen, Sich-Nicht-Befassen-Wollen, den Gedanken der "sauberen Innenstadt" und die Konsequenz daraus auf den Punkt bringt, und bei dem sich vielleicht die ein- oder andere Person erwischt fühlt, wenn ausgesprochen wird, was in der Realität stattfindet. So entstand mein "Erschlagt die Armen" noch auf dem Nach-Hause-Weg - und außerdem der Gedanke, die Fallhöhe noch durch eine Langsame-Walzer-Karikatur und Queen-Chöre zu vergrößern.
Bei Veröffentlichung erreichte uns dann auch ein kleiner Shitstorm, wir wurden auf Facebook gesperrt (und haben tatsächlich einen Gerichtsprozess gewonnen) und sind gleichzeitig mit dem Berliner Preis für angewandte Sozialkritik ausgezeichnet worden.